Buch fertig und Auf-die-Plätze

Nun bin ich schon die vierte und letzte Wochen hier in dieser franösischen wunderschönen Einöde am schreiben. Morgen gehts zur Belohnung noch ein letztes Mal auf einen der köstlichen Flohmärkte auf denen ich für mein Lädchen in spe einkaufe. Ich weiß, das ist riskant, aber mal ehrlich, eine Boutique-Inhaberin muss auch im Sommer einkaufen, was sie im Winter 2014 erst verkaufen wird. Wenn ich mir vorstelle, ich hab irgendwann meinen Ort gefunden, dann will ich gleich loslegen können.
Ich hab mir also einen feisten Packen kleiner Geldscheine vom Konto geholt und nun flaniere ich durch die engen Flohmärkte und genieße das Leben. Es ist keine Arbeit, es ist reines Vergnügen. Na ja, am ersten Wochenende waren es gefühlte 50° und ich dummes Ding ziehe mir mein schwarzes enges Jersey-Kleid an. Zum Glück gab es Stände die alte Leinen-Geschirrhandtücher und -Nachthemden verkauften. Ich kaufte beides und knotete ersteinmal das Geschirrhandtuch an den Ecken und setze es mir auf den Kopf. Ich muss zum schreien honkig ausgesehen haben. Woher ich das weiß? Mit mir flirtete von jetzt auf gleich kein einziger Franzose mehr. Aber das war mir egal, ich hab einen Mann der mich so liebt wie ich bin. Gerade wegen selbstgebasteltem Sonnen-Schutz. Am Abend hatte mein Kleid weiße Schwitz-Ränder und ich brauchte nur ein Gläschen Hugo zu trinken und ich war bettreif. Die nächsten Male zog ich mir auch noch das Leinen-Nachthemd an. Das war vielleicht schön. Es flatterte beinahe erfrischend um meinen Körper und trocknete im nu. Das ist das schöne am älter werden, mit 20 hätte ich mir das nie und nimmer getraut, geschweige denn erlaubt.

Aber die Gegenstände die ich auf all den feinen Märkten gefunden hab, den Flair den ich aufsauge und die Situationen die ich erlebe darf, wiegen die unsagbare Hitze wieder auf. Ich handtiere mit den Händen, kritzle Verhandlungsbasen in mein Skizzenbüchlein und mache lebendige Griemassen, damit ich die Händler milde stimme. So werde ich erfolgreich meine Preisvorstellungen ganz ohne Sprache und nur mit Sozialgeräuschen los. Mit olala oder eieiei mache ich mich verständlich.

Und mit dem Buchschreiben bin ich auch fast fertig geworden. Da ist die Stille der Einöde echt hilfreich. Hier gibt es nichts, das mich abgelenkt hat. Noch nicht mal meine Mails konnte ich alleine checken. Da musste mir jedesmal Rado sein iPad leihen. Gut so, so lenkte es mich nicht ab. Aber ich muss sagen, das schreiben hat mich an manchen Tagen schon echt arg traurig gemacht. Irgendwie war mein Leben, wenn ich es so komprimiert betrachte und die ganze Alltags-Füllung rausnehme, in der Kindheit ganz dolle pfeffrig gewesen.

Danke Magda für das In-deinem-Domizil-schreiben-dürfen-und-die tollen-Flohmärkte-zeigen!