Wiederkehr des Lichts

Den Himmel von um neun in der Früh möchte ich unbedingt mit euch teilen.Er ist so bezaubernd gewesen.

Und die Sonne geht wirklich schon einen Hauch früher auf! Ich zische doch immer hoch in mein Schreib-Zimmerchen, wo gerade der Wind so dolle durchs Fenster pfeift, dass ich mich runter ins Wohn-Schlaf-Zimmer vor den Kamin ins warme zurückgeflüchtet habe. Und, weil ich immer nach oben zische, wenn der Himmel in der Früh eine Sonne verspricht und sie auf so charmante Art ankündigt, habe ich ihr früheres Köpfchen-heben auch bemerken können.

Doch eigentlich möchte ich mit euch teilen, was am Abend des 24. Dezembers geschah.
Ich finde, es hatte schon sehr viel von Dorf-Gemeinschaft-Licht.

Um ein wenig die feine lichtvolle Stimmung in unser Hexenhäuschen zu locken, die ich mit Ritual-Tagen wie diesen verbinde und nach denen ich mich im tiefsten Herzen sehne, hatte ich noch schnell ein Buch in einem echten Buchladen in Schleswig bestellt. Von Osten strahlt ein Stern herein. Darin ist eine Geschichte, die ich aus Kindertagen erinnere, lieb hab und die ich dank Ute nun auch mit Namen kenne und darin gefunden habe. Ich hatte solch ein Glück, dass es auch noch vom 23. auf den 24. geliefert wurde. Danke, du von mir sonst so verhasste Wirtschaftsmacht Deutschland!

Als es am Heilig-Abend dunkel geworden war und wir es uns vor dem flackernden Licht des Kamins gemütlich gemacht hatten, las ich uns die Geschichte vom Sternenreiter vor. An rührigen Stellen, wo in bedachten feinen Worten, mutige Ehrlichkeit, innige Liebe oder wahre Dankbarkeit beschrieben wurden, schwankte meine Stimme wie auf hoher See. Mich berühren solch feine Stellen schon immer so arg, dass ich innerlich zu weinen beginnen könnt und mein Herz aus Über-Gefühligkeit schwer zu atmen beginnt. Und Stellen wie diese, hat jene Geschichte und ein Ach-so-rühriges-Ende auch. Ich bewundere Vorlesende oder Vortragende sehr, dass sie ihre Seufzer haushalten können. Das Atmen nicht zu vergessen, glaub ich, ist eine der wichtigsten Regeln.

Es war spät geworden und das “Könnt ja nachher mal vorbeikommen!”, die norddeutsche Einladung von Martin, stand noch im Raum. Voller Freude und mit beinahe schon kindlichem Elan hatte ich ein Weihnachtsgeschenk für ihn aus einer verwahrlosten Gummi-Ente gebastelt. Es ist ein echtes Upcycling-Produkt geworden. Einen Tag zuvor, bei meiner Lieblingsbeschäftigung im Garten zu arbeiten, hatte ich diese merkwürdige Bade-Ente im Weiher gesichtet und geborgen. Das bizarre Plastik-Getier habe ich geschrubbt, getrocknet und würdevoll auf einen Papier-Teich gesetzt. Mit lieben Worten und dem Versprechen, jetzt auch bereit zu sein auf Martinshof mit anzupacken, verziert, sind Rado und ich seiner leicht rauen Einladung gefolgt.

Etwas schüchtern, mit der schmucken Ente als Schutz-Schild vor der Brust, traten wir in Martins Kate. Etwas unsicher, mit solch gemeinschaftlichen Situationen im Dorf umzugehen, schlugen wir uns tapfer im Neuland der Gefühle. Aus dem Kurzen-vorbeikommen ist ein Langes-Beisammen-sein entstanden. Es wurde musiziert, gesungen, gelacht und dann kamen noch weitere Gäste. “Wollt ihr mitessen?” fragte Martin und wieder schwappte eine Unsicherheits-Welle über mich ein. Doch während ich noch mit mir ins Gericht ging, stand Rado wie selbstverständlich auf, sagte “ich hol mal unser Essen” und stellte es zu den anderen Leckereien. Es war köstlich, herzhaft gesellig und fröhlich lebendig. Die Schwiegermutter in Spe von Martins ältesten Sohn war gekommen und hatte die heiterte kommunikative Art ihrer Tochter unterstützt. Nach dem Speisen setzten wir uns alle wieder in das Zimmer, in dem Martin einen Baum mit echten Kerzen geschmückt hatte.

Mein Herz hüpfte höher. In unserem Hexenhäuschen passte nicht so wirklich noch ein Bäumchen rein und Rados Ding ist es eh so gar nicht. Also hätte ich mich mehrmals überwinden müssen.
1. Einen Baum killen, weil ich es schön haben möchte
2. es noch enger machen und
3. mit dem Unverständnis von Rado umgehen.

Das war mir zu viel Gegenwind im Kopf. Aber nun freute ich mich wie ein Kind, dass es dieses schmucke große Bäumchen gab, an dem ich wie auch an der bestehenden Gemeinschaft, einfach so Teilhaben durfte.

Je später der Abend, desto lustiger die Lieder und umso interessanter auch die Instrumente. Sei es die Kurbis-Dreimaster-Flöte oder die Quetsch-Komode. Ich habe mich sehr amüsiert und gar nicht bemerkt, wie schnell es Nacht wurde. Ganz erfüllt von der Wendung des Abends, gingen Rado und ich zurück durch die Dunkelheit in unsere stille Behausung und schmunzelten noch öfter über das gesprochene, nähere Wort.

Es war ein herrlicher Abend, Martin.
Danke!

©agapi_sonnen_rotauf_8523Die Sonne beim aufgehen.
Wie eine Murmel auf dem Berg.
Kurz nach Neun.©agapi_upcycling_8368

Das besagte Weihnachtsgeschenk für Martin.
Eine vergessene Gummi-Ente aus dem Teich an Pappe.
Ein echtes Upcycling-Produkt.

9 Gedanken zu „Wiederkehr des Lichts“

  1. Liebe Agapi, schön , was ich hier gelesen habe , mein grosses Ziel ist , Menschen , egal wie alt und in welcher Position sie sich befinden…. mit Respekt zu begegen ! Freue mich , dass ich Dich kennen gelernt habe !

  2. Das freut mich zu hören! Vielen Dank für deine Worte, lieber Unbekannter!Kannst Du mir noch verraten wer du bist oder mir einen Tipp mit dem Zaubpfahl geben?
    Das würde mich freuen.

    Respektvolle und herzliche Grüße,
    Agapi

  3. liebe noch immer unbekannte, die ich zwar, glaube ich, erraten habe, aber doch noch leicht unsicher umherschwimme.du kannst mir auch unter agapi©handeln-ist-gold.de eine mail mit ganzen sätzen schreiben, die nur ich lesen werde. ich verstehe dich so nur ganz schlecht, muss mir viel dazu-dichten und das ist für missverständnisse ja genau das richtige. aber schön, dass du kontakt versuchst aufzunehmen, das freut mich immer. deine agapi

  4. Hallo, Liebste Grüsse , wir haben uns kennen gelernt und darüber freue ich mich . ich kann auch in ganzen Sätzen schreiben und werde es auch so machen ..lach ! es war ein wenig spannend, Du mit Deinen vielen Eindrücken und ich ein kleiner Augenblick !

Kommentare sind geschlossen.