glaub mir

Mein Straucheln hat noch kein richtiges Ende, aber es setzt sich öfters mal in den Sessel und betrachtet mich bei meinem Tun. Es hat was viel freundlicheres bekommen. Es unterhält sich an manchen Tagen mit mir. Gar liebevoll vom Sessel aus.
Oder bin ich gar ein bisschen weise geworden und schaue gelassener auf die Dinge, die mich piesacken?
Egal, es tut auf alle Fälle gut, nicht mehr am Boden zu liegen und Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Das Licht ist momentan für mich die Ordnung in den vier Wänden, das In-mein-Tun-kommen-dürfen und den Raum zu bekommen auch an mich In-der-Tat zu glauben. Das Licht heißt fertige Wohnung! Und, sie wird jetzt in einem Monat fertig werden! Na ja, sagen wir in eineinhalb Monaten!

Ist ja auch Wurst. Sie wird irgendwann fertig werden und dann ist sie fertig!

Viel wichtiger ist jetzt das An-mich-glauben und In-meine-Kraft-kommen. Und das ist gar nicht so einfach, denn ich füttere meine innere Beschränktheit regelmäßig mit den verführerischen Aufsicht-auf-mein Leben-Äußerungen die von Anderen geäußert werden. “Die Anderen” begegnen mir schon mein Leben lang. Zufällig oder auf Einladung. Ich weihe sie – ein wenig tief bis ganz tief – in meine Leben ein und sie besuchen gerne mein Leben. Ich bin immer sehr schnell, sehr ehrlich. Das mag ich an mir, aber es ist auch anstrengender, weil intensiver und gefährlich. Intensiver berührt, beseelt oder verletzen, zerzaust. Es hat auf alle Fälle die Sog-Gefahr. Wenn ich nicht aufpasse, wird dasjenige in mir bestärkt, was gerade in mir nach Aufmerksamkeit schreit. Und das ist momentan das Hibbelige in mir, das, was zweifelt, das was Angst hat, das was meint, kämpfen zu müssen.

An Tagen an denen ich verzweifelter und strauchelnder auf die Wandlung meines Lebens blicke und die Gründung eines “Dorfes” unmöglich erscheinen lässt, gebe ich meinen Beschränktheiten Futter. Sie reißen das Maul auf und hinein kommen die großen Zweifels-Brocken der Anderen.

Sie brauchen mir nur von ihren eigenen Zweifeln, Ängsten und Beschränktheiten erzählen und ich nehme sie, streichle einmal über ihr Köpfchen und setze sie in die Reihe zu meinen Beschränktheiten.

Ich habe einige in mir. Ich bin ja auch in einer Kultur großgeworden, die genau weiß, was richtig und falsch ist.

Doch an manchen Tagen hat meine Stimme ein helles gelb. Dann schlummern die Beschränktheiten, als wenn sie von einer langen Wanderung ganz erschöpft im Bettchen liegen. Dann glaube ich an meine Vision, eine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten ins Leben rufen zu können und das im wunderschönen friedlichen Neverstaven. Dann glaube ich an mich und an Das-ich-Menschen-zusammen-führen-kann. Dann glaube ich an die Kraft der Dreier-Konstellation, die sich schicksalshaft gefunden hat. Dann glaube ich, das die Schirmherrin sich weiter öffnen wird und, wenn die Zeit reif ist, Neverstaven mit ihrer ganzen Klarheit für das Mögliche bereit stellen und in ihre Kraft gehen wird. Dann glaube ich an den Landwirt, der die bestehende solidarische Demeter-Landwirtschaft mit all seinen Mitgliedern in diese Möglichkeit hinein erden wird. Und dann glaube ich an mich, die den gemeinschaftlichen Geist, wie eine Fackel, fortwährend hineinträgt, dafür steht und lebt.

Dann sind meine Zweifel von dannen. Dann ist das, was ich gerade lebe und bereit bin auf mich zu nehmen, viel und wichtig für das Ganze. Dann leuchtet es sogar. Und dann mag ich sogar den Bau-Staub in unserer Übergangssituation. Dann gebe ich so sehr gerne meine Kraft, das ich vor Freude weinen könnte und dann weiß ich, in meinem tiefsten Innern, das dieser Weg ein möglicher ist, der zu einer Gemeinschaft führen kann, auch wenn so viele um mich herum daran zweifeln.

Aus dieser Kraft heraus habe ich vor zwei Wochen der Dreier-Konstellation ein Konzeptentwurf zum lesen und Anmerkungen-machen gegeben. Ich habe es gewagt, wohlwissend, dass es konstruktive Kritik hageln wird und jene dicken Hagelkörner sich auf zartes Lob betten. Ich bin das Risiko eingegangen verletzt zu werden, mir war es so wichtig, den Prozess zu beschleunigen.

Und natürlich hat mein Ego ein paar Kratzer abgekriegt, aber es hat mir nicht den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich wusste ja, das was kommen wird.

Womit ich jetzt umgehen lernen muss, sind die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in einer solchen Dreier-Konstellation. Ja, ich brauche jetzt die innere Treue, um die Zeit auszuhalten, die die Anderen sich nehmen, ohne gleich wieder am Ganzen zu zweifeln. Und irgendwie bedarf es auch die Verbundenheit zu der Führung der geistigen Welt. Klingt jetzt etwas esomäßig, aber ich glaube daran, dass ich von irgendwo da draußen Rückendeckung erhalte für diesen Weg. Und immer wenn ich zaudere und Zweifel, dann bröckelt das Band zu dieser Rückendeck-Kraft. Egal wie sie heißt und wie sie aussieht – gemeinsam mit ihr fühle ich mich unkaputbar und auch supersicher. Ich glaube daran, das ich auf diese Treue was gutes-von-Herzen-feist-Fettes auferbauen kann. Und ich wünsche mir, das sich das Band zu dieser Kraft festigt.

Da fällt mir wieder mein Zeugnisspruch aus der 5. Klasse ein.

Von des Turmes finsterem Grunde,
kraftvoll zur Höhe Runde um Runde,
geduldig von Stufe zu Stufe ich steige,
bis Oben sich lichtvolle Weite mir zeige.

(glaub, das ist von Ruth Ehardt gewesen)

Das Bild ist übrigens von der diesjährigen Nordart. Das Kunstwerk ist von Antonio Vigo Pérez.

(c)antonio_vigo_pérez_0230

3 Gedanken zu „glaub mir“

  1. Danke für Deine offenen Worte, Deine Bereitschaft, Dein Innerstes zu offenbaren. Glaube weiter an Dich und an Deinen Weg, denn alles, was Du Dir vorstellen kannst, das trägt bereits die Energie der Verwirklichung in sich.
    Ein kleiner Tipp, der mir und meinen Klientinnen schon oft geholfen hat: dokumentier Deine Erfolge. Täglich. Entweder in Form eines Dankbarkeitsjournals oder eines Erfolgsjournals oder Du findest ein eigenes Wort dafür.

    Und beim nächsten Mal, wenn die Zweifel kommen, dann hol es hervor uns lies all Deine wunderbaren Erfolge laut vor. Lächele dabei und fühle, wie Deine Kraft wieder stärker wird.

    Schreib Deine große Vision täglich auf, von Hand, damit schickst Du auch positive, bekräftigende Energie darein.

    Viel Kraft und gutes Gelingen. Du schaffst das, ich glaube an Dich.

    Lieben Gruss,
    Beate

  2. Danke Dir, Beate für den liebevollen Tipp! Es freut mich sehr, dass Du an mich glaubst und es gibt mir Kraft.
    Ganz liebe Grüße,
    Agapi

  3. Meine Liebe,
    wie gern würde ich Dich mal wieder sehen!

    Du hast schon eine Menge in Bewegung gesetzt.
    Viel, sehr viel.

    Ich meine schon, dass man in solchen Berg- und Talfahrten diese sehr wohl doof finden darf, sogar sehr doof. Sich auch zurecht fragen, warum man das alles macht.
    Und schlußendlich damit das große Glück gezogen zu haben.

    Ich wünsche Dir, Euch beiden, einen wohlverdienten Einzug und das Du aus Deinen neuen Räumen heraus, die Kraft schöpfen kannst neuen Doofheiten gelassen entgegen zu treten! – Die stehen schon um die Ecke und lachen sich ins Fäustchen, welch´ herrlichen Streich Sie Dir demnächst spielen dürfen… Spiel mit ihnen. 😉

    Wie sagst Du immer – diese herzliche Verabschiedung habe ich sehr gerne von Dir übernommen:

    Feste Umärmelung,
    Sara

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