Dr. Doof

Jetzt ist es ein Jahr her, dass ich mit Rado nach Neverstaven gezogen bin. Warnsinn, ein Jahr ist es her … und die Wohnung ist noch immer nicht fertig! Aber es ist ein Ende beziehungsweise ein Anfang-des-Wohnens in Sicht. Die kommende Woche, also morgen, übermorgen und überübermorgen soll es soweit sein, das wir hinüber ziehen dürfen aus dem kruscheligen, über und über mit Dingen aufgefüllten und Baustaub-besetzten Westflügel in den frisch sanierten, sauberen Ostflügel … welch ein Wunder … mir fehlen die Worte.

glaub mir

Mein Straucheln hat noch kein richtiges Ende, aber es setzt sich öfters mal in den Sessel und betrachtet mich bei meinem Tun. Es hat was viel freundlicheres bekommen. Es unterhält sich an manchen Tagen mit mir. Gar liebevoll vom Sessel aus.

wachsen schmerzt

Mir fehlt gerade einfach die Zeit und die Kraft, um leichtfüßig-tiefsinnig geschwätzig zu sein. Ich würd so gerne, aber ich klemme fest und die Muse, die ich dafür bräuchte, hat sich schon seit längerem nicht mehr gemeldet.

… um zu …

In meinem Leben habe ich schon so oft etwas getan, wo mich andere völlig entsetzt gefragt haben “aber wieso machst Du denn das, da hast Du doch nichts von?”. Ich will jetzt nicht sagen, das ich Mutter Teresas Tochter bin. Auch ich habe Dinge getan, um in der Nähe von jemandem zu sein. Werner, zum Beispiel. Werner habe ich vor etlichen Jahren geholfen sein Studio zu renovieren – Stunden, Tage – immer wieder habe ich ihm geholfen. Wieso? Ich wollte ihm nahe sein und war damals – da war ich 21 – noch zu schüchtern und konnte ihm nur über diesem Weg sagen, das ich unsterblich in ihn verliebt war.

Vater unser

Dieses Jahr habe ich wieder so viel lernen dürfen. Beim Rückbesinnen springen meine Gedanken über Zäune, jagen sich und spielen verstecken. Danke, liebes Jahr, Du warst üppig, vielseitig und herausfordernd-schön. So durfte ich wieder einmal mehr erkennen, wie stark ich durch die schwarz-weiße Vorstellung unserer Gesellschaft geprägt bin. Immer wieder schlichen sich Gedanken in meinen Kopf und wollten sich’s gemütlich machen.

Angekommen!

Mir glückt es recht gut, dem Chaos, das bis zu meinen Knöcheln schwappt, willkommen zu sagen. Hei, was soll’s, es ist wie es ist und kommt auch wieder geregelt. Lebensabschnitte, in denen ich genauestens wissen werde, was als nächstes kommt und wo was liegt, wird es bestimmt noch zur genüge geben. Ausserdem glaub ich ja, dass so ein Umzug mit dem ganzen wo-ist-nun-schon-wieder-das-und-wo-hatte-ich-doch-gleich-jenes, wie ein dicker Wälzer-Sudoku-durcharbeiten ist. Das belebt das Hirn!

Wo bitte ist Oben?

Mein Leben ist gerade nicht ohne. Ich bekomme schubweise Muffensausen. Dann stockt mein Herz, mein Atem wird still und mir erscheint alles zu groß für mich kleine Agapi zu sein. Dann weiß ich auch nicht so recht was ich hier in meinen Blog schreiben soll. HILFE?

Etiketten-Brödel

Heut fühle ich mich, wie am Ende von Drei-Nüsse-für-Aschen-Brödel, nur das meine Die-Guten-hier-hin-die-Schlechten-dort-hin-Arbeit, Etiketten-schneiden heißt. Aber, wie im Märchen, nimmt es ein gutes Ende. Eigentlich wendet sich ja fast immer alles zum Schönen.

“Musst es nur erwarten können!” hat meine Mutter immer gesagt.
Dann fand ich sie immer doof. Sie hat mich und mein Problem-Phäschen gar nicht gesehen.

Herz-Trüffel

Die Auszeit, die ich mir diese Woche gegönnt hab, könnte ich auch Tournee nennen oder Besuch-den-Freund-Tour. Ich hatte einfach mal das Bedürfnis mich in der alten Heimatstadt sehen und treiben zu lassen. Vielleicht wollte ich aber auch nicht die Ruhe nach dem Sturm spüren – mich spüren. Rado hatte Sohn-Ferien und ist mit Freunden weg gefahren und ich … ja, ich, was mach ich mit dem zerzausten Mich?! So hatte ich mich verabredet und mir Freiräume gelassen, an denen ich schauen konnte, was mich auf dem Weg noch so kreuzen wollte. Es war und ist noch eine feine Zeit. Die Begegnungen, die ich in der doch sehr kurzen Zeit in mein Leben bringen konnte, waren für mich auch mal wieder wichtig. Ich konnte mit einer Freundin vieles wegplaudern und mit anderen über all das, was passiert ist, sprechen – so schön im Gegenübersitzen, wo Pausen des Schweigens auch schön zuzulassen sind.

lass es laufen

Wenn sich das, was ich angekurbelt habe, im Ungewissen wälzt und ich so gar nicht weiß, wie es ihm geht und ob es überhaupt seinen Weg geht, dann ist das für mich unglaublich schwer auszuhalten. Ich bin ein Kontroll-Freak. Jetzt kann ich Müttern und Vätern nachfühlen, die ihr Kind in die weite Welt entlassen und zu gerne wissen wollen würden, was es jetzt macht und wie es ihm geht. “Wenn Du nichts vom Kind hörst, dann geht es ihm gut!” hab ich schon manchmaloft tröstend zu ihnen gesagt. Jetzt finde ich mich im Nachhinein echt doof …